Montag, 27. Dezember 2010

WET (Xbox 360)



Ich mach euch naß!
Ruby Malone ist alles andere als das brave Mädchen von nebenan. Sie flucht nicht nur wie ein Seemann und trinkt unmengen Whiskey, sie ist ebenso ungestüm wie tödlich. Als scheinbar übermächitge Auftragskillerin bringt ihr in WET spektakulär böse Buben und schreckliche Schurken zur Strecke. Dabei stehen einem nicht nur das übliche Waffenarsenal von Pistolen, UZI`s oder Shotguns zur Verfügung, sondern auch Rubys akrobatische Fähigkeiten und ein Katana (!) helfen euch eure Missionen zu erfüllen. Das Spiel orientiert sich dabei von seiner Aufmachung stark an bekannte Trashfilme von Robert Rodriguez oder Quentin Tarrantino. Was nichtzuletzt auch durch den visuellen Stil und die vielen Schauplätze bestätigt wird. Grindhouse ist hier das Stichwort! Als besonderen Gag gibt es zwischen den Missionen immer wieder amerikanische Werbeeinspieler vergangener Tage, welche das B- Movie Kinofeeling neben dem hervorragenden Psychobillysoundtrack weiter verstärken.



Crash! Boom! Bang!
WET spielt sich wie eine Mischung aus Tomb Raider und Max Payne auf LSD. Die Kletterpassagen orientieren sich von ihrem Aufbau stark an Titel wie Tomb Raider oder Prince of Persia, die Actionpassagen fühlen sich dagegen an wie ein kleines Max Payne. Jedes mal wenn Ruby während eines Sprunges anfängt zu schiessen, gibts eine Bullettime die uns erlaubt mehrere Gegner auf einmal aufs Korn zu nehmen. Bei all dem Rumgehüpfe, Geballer und Gemetzel wird dem Spieler schnell klar das man eine ausgefeilte Story hier genauso vergebens sucht, wie in einem B- Movie der späten 70er Jahre. Die Handlung beschreibt sich in etwa so: Ruby bekommt den Auftrag von einem zwielichtigen Gangsterboß, den Sohn eines anderen vermeintlichen Gangsterbosses zu kidnappen. Ruby ballert sich durch Horden von Gegnern. Ruby entführt den Burschen. Ruby wird hintergangen, entkommt nur knapp und startet einen Rachefeldzug. Klingt nicht besonders originell? Ist es auch nicht! Die Story ist lediglich ein Vorwand sich durch unzählige Gangster- und Schlägerghorden zu metzeln und mehr sollte man auch nicht erwarten. Der Gewaltgrad ist auch in der deutschen Version von WET dabei relativ hoch. Getroffene Gegner winden sich blutend am Boden, die Nahkampfattacken mit dem Katana trennen unseren Feinden meist irgendwelche Gliedmaßen ab und wir bekommen für besonders spektakuläre Kills mehr Punkte und obendrein zynische Kommentare von Ruby spendiert. Mit den erspielten Punkten können wir uns beispielsweise höhere Feuerraten für unsere Wummen oder auch einen größeren Gesundheitsbalken leisten. WET ist also ausschliesslich ein Spiel für Erwachsene und gerade für solche die von brachialer Aktion und coolen Stunts nicht genug bekommen können. 


Macht euch auf allerlei Blödsinn gefasst!
So lautet schon der Spruch im Hauptmenü und genauso übertrieben mutet einem das Gameplay von WET auch an. Gerade wenn man rückwärts eine Leiter runterrutschend seine Gegner mit einem Kugelhagel eindeckt, oder aus einem explodierenden Flugzeug einem Falschirm hinterherjagt. WET schert sich einen Dreck um Realismus sondern lässt es richtig krachen! Schade ist dabei allerdings das hier leider weder an die Vielfalt der Gegner noch an abwechslungsreiches Gameplay gedacht wurde. Man läuft/springt/schiesst sich immer vom Anfang des Levels bis zum Ende und muss dabei stets in kleinen geschlossenen “Arenen” möglichst fix besondere Türen schließen, damit keine Gegner mehr nachströmen können. Das macht anfangs noch relativ viel Spass da man sich kaum satt sehen kann, wie elegant und akrobatisch man seine Gegner ausschaltet, aber nach sechshundert toten Gangstern und der immergleichen Spielweise der Levels verliert selbst der hartgesottenste Aktionfan ein wenig die Motivation. Besonders erwähnenswert sind noch die “Rage”- Levels. In diesen Spielabschnitten ändert sich der visuelle Stil des Spiels und wirkt zeitweise wie der Vorspann eines James Bond Streifens.


Fazit:
WET ist ein unkompliziertes und schnellebiges Ballerspiel ohne größere Ansprüche, welches aber durch seinen ausgefallenen Stil und seine netten Ideen für Fans übertriebener Aktion einen Blick wert sein könnte. Auch für Tarrantino- und Rodriguezfans ist das Spiel empfehlenswert da es die Stimmung dieser New Age- Trashfilme gekonnt einfängt. Also Hirn: aus WET: an.

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Amnesia: The Dark Descent (PC)


Die Amnesie

Erst in einer düsteren Burg aufgewacht, das Gedächtnis gelöscht, von einem namenlosen Grauen gejagt ..
Es ist wirklich nicht der schönste Tag im Leben von Daniel den Entwickler Frictional Games für ihren neusten Titel rausgepickt haben. Die Macher der bekannten Penumbra Reihe schicken den armen Protagonisten in ein altes preußisches Schloss in dem sprichwörtlich das Grauen zu Hause ist.

Im Dunkeln hört dich niemand schreien…
Das Spiel beginnt mit einer Skriptsequenz welche wie alle weiteren im Spielverlauf, aus der Egoperspektive dargestellt wird. In dieser erfährt man zunächst, dass sich unser Hauptcharakter selbst durch die Einnahme einer Chemikalie das Gedächtnis geraubt hat. Warum? Das soll der Spieler selbst herausfinden und so machen wir uns, ohne jeglichen Hintergrund zu kennen im besagten Schloss auf, um herauszufinden was eigentlich mit uns passiert ist. Schon sehr bald nimmt einen die düstere und bedrückende Stimmung geradezu gefangen mit welcher Amnesia durchgehend zu beeindrucken weiß. Man fühlt sich in der mehr als nur schaurigen Atmosphäre des Schlosses ständiger Gefahr ausgesetzt. Dabei nutzt Amnesia seine hervorragende Soundkulisse voll aus um den Spieler nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Das Heulen des Windes, das Krabbeln von Insekten und Ratten genauso wie Schritte in der Finsternis und unerklärliches Grollen, versetzen einen in permanente Alarmbereitschaft. Verbunden mit Daniels Keuchen und Gewimmer gibt Amnesia einem das Gefühl von realer Angst. 
 
Eine packende Story…
Obwohl die Story fast nur durch gescriptete Rückblenden in der Egoperspektive und einigen Dokumenten erzählt wird, wirkt sie unglaublich stimmig und sogar lebendig. Immer wieder findet man Anhaltspunkte und Beweise für die in den Dokumenten beschriebenen Geschehnisse, manchmal sogar mehr als einem lieb ist. Auch wenn man sich wohl eine Spur an Lovecraft`schen Themen orientiert hat und das ganze Szenario nicht weltbewegend innovativ ist, ist es dennoch eine packende und eindringliche Erfahrung sich auf die Story von Amensia einzulassen. Die Jagd nach dem Burgherren den man auf eigenen Befehl hin zur Strecke bringen soll, das unbekannte und scheinbar übermächtige Wesen das hinter einem her ist, die Vorgeschichte um ein altes Artefakt das alles hat mich in seinen Bann geschlagen und verstärkte das unwohle Gefühl das mich beim spielen ständig begleitete.

Eckstein,Eckstein alles muss versteckt sein
Amnesia ist kein Egoshooter, auch wenn man das bei den Screenshots auf den ersten Blick vermuten könnte. Es ist vielmehr ein Ego-Horror- Adventure. Deshalb hat man bei Frictional komplett auf den Einsatz von Waffen im Spiel verzichtet. Der Spieler ist also völlig wehrlos. Genau dieses Gefühl der Wehr- und Schutzlosigkeit, ist eine weitere Stärke die Amnesia zu einem aussergewöhnlichen Spiel im Horrorgenre macht. Ich habe so oft kurz vor einem Herzinfarkt gestanden als mich plötzlich einer der „Anderen“ verfolgt hat und ich mich schnell verstecken musste um nicht entdeckt zu werden. Manchmal war es sogar so heftig das ich das Spiel vorzeitig beendet habe. Diese Stresssituationen schlagen nicht nur auf das Gemüt des Spielers, sonder auch spürbar auf das von Daniel, dessen Sicht vor lauter Angst verschwimmt und die gesamte Wahrnehmung verlangsamt wird. Manchmal bekommt man in seinem Versteck noch ein gewimmertes: „Oh No!“ zu hören. Im Inventar kann man zusätzlich mittels Statusanzeige Daniels Geisteszustand beobachten, der je nach dem gerade erlebten mal besser und mal schlechter ausfällt. Dieses Prinzip erinnert stark an das von Call of Cthulu: Dark Corners of the earth, welches den Spieler mit ähnlichen Auswirkungen auf den Geisteszustand auf Trab hielt, nicht zu viel grausiges mitanzusehen. Die einzigen Mittel gegen Daniels Angst sind das Licht, Laudanum und das erfolgreiche Lösen von Rätseln. Durch gefundene Streichhölzer kann man die Fackeln und Kerzen in den Räumen und Gängen entzünden und sich somit in diesen Zonen geistig erholen. Das Laudanum und eine kleine Laterne sind dagegen überall im Spiel einsetzbar. Doch Vorsicht! Im Licht ist man nur allzuleicht zu finden.  

Der Tüftler im Schloss
Amnesia ist ein waschechtes Adventure und als solches dürfen auch zahlreiche Knobel und Rätselpassagen nicht fehlen. Man glaubt gar nicht wievele mechanische Apparaturen man im 19. Jahrhundert einem Schloss finden kann. Doch leider ist das Meiste der Maschienerie in einem sehr schlechten Zustand und muss vom Spieler zum Weiterkommen repariert werden. Die Rätselpassagen umfassen dabei nicht nur das Suchen einiger Ersatzteile sondern auch diverse Schalterrätsel oder das Basteln einer kleinen Bombe. Besonders schön hat Frictional hier die Physikengine miteinbezogen, welche sonst nur durch das Interagieren mit Möbelstücken hervortrat.

Fazit
Amnesia ist für mich ein kleiner Meilenstein im Horrorgenre. Auch wenn es technisch nicht vollständig auf der höhe der Zeit ist, vermittelt es eine Stimmung purer Angst die man bei anderen Genrekollegen in dieser Intensität vergeblich sucht.  Momentan ist Amnesia: The Dark  Descent nur über Steam verfügbar und kostet derzeit 7,49€. Für knappe 8 Stunden Spieldauer ist der Preis aber wohl mehr als angemessen.
Auf der Homepage könnt ihr euch noch weitere Impressionen aus dem Spiel holen:
http://www.amnesiagame.com/